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Northvolt, der schwedische Batteriehersteller, steht vor erheblichen Herausforderungen, die möglicherweise Auswirkungen auf den geplanten Bau einer „Gigafactory“ im schleswig-holsteinischen Heide haben könnten.
Nix Genaues weiß man nicht, so würden es hier ansässige Norddeutsche wohl formulieren. Laut Politstimmen läuft das Projekt natürlich super und ohne Probleme, aber es könnte sich trotzdem noch als ganz peinliche Nummer entpuppen.
Denn außer in einigen China-E-Autos von Volvo, mit einem sehr bescheidenen Marktanteil, werden die Batterien nirgends genutzt. Und BMW hat kürzlich die Reißleine gezogen. Aber der Reihe nach…
Schlechtes Produkt
Ach herrjemine, du komische Elektromobilität. Wirst du wirklich unser Klima retten? Wenn Autofahrer quasi zum Umstieg auf die nachteiligen Stromer gequält werden?
Wer je spontan mit einem E-Leihwagen nahe der Autobahn eine Ladestation suchte, und sein Bestes gab, das Aufladen mit dem Smartphone, dummen Apps und der eigenen Kreditkarte zum Laufen zu bringen, der wird zwei Stunden später große Zweifel daran haben.
So wie BMW an Northvolt. Ein schwerer Rückschlag für das von allen Seiten gehypte Unternehmen ist die kürzliche Stornierung eines Großauftrags durch die Bayern.
Der Auftrag im Wert von zwei Milliarden Euro für Batteriezellen wurde zurückgezogen, da Northvolt offenbar Schwierigkeiten hatte, die vereinbarten „Liefermengen und Qualitätsstandards“ einzuhalten. Nochmal: Qualitätsstandards!
Aggressive Batterien
Gut zu wissen, dass ein mit hunderten Millionen an Steuergeldern gefördertes Unternehmen keine Produkte hat, die den Anforderungen des hiesigen Autobauers entsprechen.
BMW benötigte die Zellen für aktuelle Modelle, konnte aber nicht auf die verzögerte Produktion von Northvolt warten. Zusätzlich zu den Lieferproblemen sieht sich Northvolt ebenfalls mit Sicherheitsbedenken in seinem schwedischen Werk in Skelleftea konfrontiert.
Laut Medienberichten kam es dort zu über zwanzig schweren Unfällen, darunter ein tödlicher Vorfall nach einer Explosion. Diese Worst-Cases werfen nicht nur Fragen zur Arbeitssicherheit in Northvolts Produktionsstätten auf – sie werden sicher auch von Heide aus sehr skeptisch betrachtet.
Angesichts der Schwierigkeiten hat Northvolt-CEO Peter Carlsson nun bereits öffentlich eingeräumt, dass die Expansionspläne des Unternehmens möglicherweise „zu aggressiv“ waren. So wie die gesamte Elektromobilität weltweit quasi.
Auf dem Foto: Northvolt in Skelleftea, Schweden.
Keine Konsequenzen
Es könnte Auswirkungen auf den Zeitplan für den Bau und die Inbetriebnahme der geplanten Fabrik in Heide haben. Trotz dieser Herausforderungen hält die Bundesregierung weiterhin an der Förderung des Projekts in der Marktstadt im Nordseewind fest.
Das Bundeswirtschaftsministerium sieht „keine Konsequenzen für den Standort Heide“ und betont, dass die Auszahlung der Fördermittel an den Projektfortschritt gekoppelt ist.
Wir halten fest: Am Anbieter eines Produktes mit mangelnden Qualitätsstandards und Geldproblemen, siehe die BMW-Stornierung, wird weiterhin festgehalten, obwohl Northvolt augenscheinlich massive Mängel hat.
Die Situation ist besonders brisant, da das Unternehmen als Hoffnungsträger für eine unabhängige europäische Batterieproduktion galt. Und weil in Heide bereits über den Bau von tausenden Wohnungen für die Belegschaft sinniert wurde.
50 zu 50
Es bleibt abzuwarten, wie Northvolt diese Herausforderungen bewältigen wird – und ob das Unternehmen neben der Qualität der Produkte seinen ambitionierten Zeitplan für die Fabrik in Heide einhält.
Im Moment wirkt das Ganze wie eine riesengroße Batterie-Blase aus Dithmarschen – auch über den Rückzug von Volkswagen gibt es bereits Gerüchte.
Bis die Fabrik steht und marktübliche Batterien baut, die dann tatsächlich auch in europäischen Autos zu finden sind, heißt es: Es ist alles insgesamt wie eine Wette darauf, dass es überhaupt irgendwie funktionieren wird.
Peter Carlsson, dem Northvolt-CEO, kann man dazu jedenfalls nur gratulieren: Er hat es bisher in der Autoindustrie, und auch in der Politik, tatsächlich ganz schön weit gebracht, mit der rein elektrischen Geschäftsidee. Sein verfügbares Vermögen dürfte mittlerweile richtig gewichtig sein.
Fazit
Die Chancen stehen aktuell wohl eher 50 zu 50 für eine funktionierende E-Auto-Batterie aus Dithmarschen, wenn man sortiert, was in der Öffentlichkeit bisher bekannt ist – und was definitiv hinter verschlossenen Türen passiert.
Pleiten, Pech und Pannen wäre da als Umschreibung noch äußerst freundlich ausgedrückt. Northvolt? Es geht um richtig viel Geld. Ihre Steuerabgaben als Einsatz. Und nix Genaues weiß man nicht…
Sierks Media / © Fotos: Wirestock (1), Alexander2323 (1), de.depositphotos.com
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