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Unlängst lief die viel abgefeierte Berlin Fashion Week. Unter den Gästen war auch Prof. Alena Bartschat, Designerin und Dozentin für Modedesign im Atelier Chardon Savard in Hamburg.
Sie gibt ihre Erfahrungen an die Studierenden der Hochschule Macromedia weiter – und blickt hier im Interview bei „Shots“ über den Mode-Tellerrand hinaus.
Übrigens begann sie schon mit zwölf Jahren, ihre eigene Kleidung auf der Nähmaschine der Oma zu produzieren. Mehr Fashion in den Genen ist also kaum möglich.
Sie waren kürzlich auf der Berlin Fashion Week. Welche Shows haben Sie gesehen?
Ich habe tatsächlich mehr an Konferenzen und Talks teilgenommen, als Fashion Shows besucht. Mein kreatives Highlight war der Besuch des Berliner Salon, eine von Christiane Arp, Vorstandsvorsitzende des Fashion Council Germany, kuratierte Ausstellung.
30 nachhaltig und qualitätsbewusst agierende Designer zeigten dort ihre jüngsten Arbeiten im Kulturforum, unweit des Potsdamer Platzes.
Was waren Ihre Highlights der Modewoche?
Die digitale Präsentation von The Twins, ein Projekt von Prof. Tutia Schaad und Michael Sontag. Gezeigt wurde nicht einfach eine Kollektion, sondern Arbeiten, die doppelt existieren: Als getragene und ausgestellte Mode in der analogen Welt und als virtuelle Doubles, eingebettet in animierte Settings, inszeniert mit Sound, Musik und Surroundings als NFTs.
Diese Mode kann man doppelt besitzen: Man kauft den virtuellen NFT und damit einen Anteil an seinem analogen Zwilling, den man ausleihen, tragen und ausstellen kann.
Welche Trends lassen sich aktuell abzeichnen?
Weiterhin besteht der Fokus der Fashion Branche darin, einen ganzheitlichen Ansatz zur Nachhaltigkeit umzusetzen. Das beinhaltet, Nachhaltigkeit auf allen Ebenen der Modeproduktion als Ziel zu setzen.
Dies umfasst die Entwicklung neuer Materialien, die Zahlung von existenzsichernden Löhnen in der Textilproduktion, die Umsetzung ökologischer Standards aber auch die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle basierend auf Themen wie z.B. Recommerce, Rent oder Upcycling, die auf eine Maximierung der Lebens- und Gebrauchsdauer abzielen und damit Ressourcen sparen.
Sie planen jetzt eine Ausstellung samt Fashion Show in der Elbphilharmonie?
Ja, wir werden die Arbeiten unserer Hamburger Modedesignstudierenden im Rahmen der Moon Art Fair im Westin Hotel der Elbphilharmonie präsentieren. Die Kuratorin des Events, Dr. Barbara Aust-Wegemund, hat uns hierzu eingeladen, nachdem sie unsere jährliche Semesterausstellung in unserer gläsernen Werkstatt in der Innenstadt gesehen hatte und begeistert war.
Gezeigt werden an diesem 3-tägigen Event Ende Oktober Entwürfe, Zeichnungen und Skizzenbücher der Studierenden, Fotografien einzelner Projekte sowie ausgewählte Outfits. Der Höhepunkt wird eine Modenschau unserer Bachelor Absolventen am Samstag, den 29. Oktober sein.
Diese findet in der Lobby des Westin Hotels statt, die unmittelbar an die Plaza der Elbphilharmonie grenzt und eine tolle Kulisse bildet für die Abschlusskollektionen unserer ersten Absolventen.
Was zeichnet das Modedesign-Studium an der Macromedia aus?
Wir bieten ein staatlich anerkanntes Modedesign-Studium an, welches großen Wert auf Internationalität legt und einen starken Praxisbezug bietet. Unsere Professoren und Dozenten kommen alle aus der Modeszene und bringen bereits ein internationales Netzwerk mit, von welchem auch unsere Studenten profitieren können.
Im Laufe des Studiums werden zahlreiche Praxisprojekte angeboten, welche einen guten Einblick in die Modebranche bieten und erste Kontakte und den Aufbau eines Netzwerks ermöglichen.
Was ist Ihnen persönlich wichtig?
Mehr als alles andere will ich meinen Studierenden Sehen beibringen. Gutes Modedesign basiert immer auf einer Idee. Es steht in einem Kontext. Dieser Kontext kann total divers sein: eine Landschaft, ein Gebäude, die Werke eines Künstlers, der Blick aus dem Fenster, Menschen bei der Arbeit. All das sind mögliche Inspirationsquellen für Modeschöpfer.
Und dabei geht es nicht nur um die sichtbare Welt, auch gesellschaftliche Entwicklungen liefern uns Modeschaffenden starke Impulse, beispielsweise politische Ereignisse, kulturelle Strömungen und natürlich persönliche Erlebnisse. Alles, was Emotionen hervorruft, kann uns inspirieren.
Wenn ich also sage, dass ich meinen Studierenden Sehen beibringe, dann geht es genau darum: Die eigene Wahrnehmung zu schärfen und aus der unendlichen Fülle an täglichen Eindrücken und Erlebnissen Inspirationen für den kreativen Prozess zu ziehen.
Was können zukünftige Studenten vom Studium erwarten?
Das Modedesign-Studium zeichnet sich durch den Praxisbezug aus und bereitet unsere Studierenden dadurch optimal auf ihr Arbeitsleben vor. Im letzten Jahr haben wir zum Beispiel zusammen mit dem Kunstgewerbemuseum Berlin im Zuge der Sonderausstellung „How to Dior“ ein großes Projekt umgesetzt.
Unsere Studierenden konnten im Vorfeld der Ausstellung einige der originalen Dior-Stücke besichtigen und erhielten spannende Eindrücke in die Modesammlung des Museums. In einer campusübergreifenden, interdisziplinären Zusammenarbeit haben sich Studierende aus den Bachelor-Programmen Fashion Design, Fashion Management, Schauspiel und Kommunikationsdesign aus Hamburg, Berlin und München dann die Frage gestellt: How to Dior?
Insgesamt sind über 100 Arbeiten von Macromedia-Studierenden Teil der Ausstellung geworden. Ein weiteres Praxisprojekt haben wir zusammen mit Habitus, einer Online-Plattform für Upcycling-Mode umgesetzt.
Wie wird sich die Modewelt in der Zukunft entwickeln?
Gerade passiert sehr viel in Bezug auf Digital Fashion. Damit ist virtuelle Mode gemeint, die nicht physisch sondern rein digital existiert. Hier gibt es viele Bereiche, in denen Digital Fashion zur Anwendung kommt oder kommen kann.
In der Produktentwicklung werden beispielsweise Anproben von Musterstücken an Avataren durchgeführt. Das ist ressourcensparender als die Musterstücke zu nähen und schnitttechnische Änderungen können unmittelbar vorgenommen werden.
Augmented Reality bietet die Chance, Mode im digitalen Raum zu konsumieren, parallel oder unabhängig zur materiellen Mode. Auch im Game Bereich spielt virtuelle Mode eine Rolle.
Wie sind Sie eigentlich zur Mode gekommen?
Meine Geschichte ähnelt wahrscheinlich der vieler anderer Designer: Ich habe im Alter von zwölf Jahren angefangen, meine eigene Kleidung auf der Nähmaschine meiner Oma zu nähen.
Nach Umwegen in anderen Studienrichtungen habe ich schließlich Modedesign in Hamburg und Antwerpen studiert. Nach meinem Studium ging ich nach Paris und arbeitete bei großen Couture Häusern. Später habe ich als Freelancerin für internationale Fashion Brands gearbeitet und ein eigenes Label für Strickdesign geführt.
Heute, als Professorin am Atelier Chardon Savard, teile ich meine Erfahrungen und mein Wissen mit meinen Studierenden, die wiederum mich inspirieren. Modedesignerin zu sein, heißt für mich, immer offen und neugierig zu sein für kulturelle, soziale, ökonomische, technologische und ästhetische Entwicklungen und Veränderungen.
Denn all dies bestimmt die Mode. Kurzum, es ist ein wunderbar vielfältiger und spannender Beruf. Ich mag ihn sehr…
Shots Magazin / © Fotos: Stefan Walter Causalux (1) / DeryaCakirsoy (1), ArturVerkhovetskiy (1), diego_cervo (1), de.depositphotos.com
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