Tyron Ricketts (42) ist der Mann, der uns Ende des letzten Jahrtausends den Rap in die heimischen Wohnzimmer brachte. In seiner unnachahmlichen Art moderierte er als Aushängeschild “Word Cup” bei „Viva“ und erlangte durch Filme wie „Kanak Attack“, „Knockin’ on Heaven’s Door“ sowie „Samba in Mettmann“ bundesweit einen großen Bekanntheitsgrad.


Seine Rolle als Kommissar Patrick Grimm in 62 Folgen „Soko Leipzig“ (ZDF) machte ihn zu einem etablierten Gesicht des deutschen Prime Time Fernsehens. Wie geht es dem in Österreich geborenen Schauspieler aktuell? Rappt er noch? Was geht in den USA ab? Das wollte ich wissen und traf Tyron Ricketts in Berlin. Hier ist unser Gespräch.

Tyron Ricketts
Tyron Ricketts

Tyron, die Leser/innen kennen Dich aus dem TV. Was waren für Dich persönlich die Highlights der bisherigen Rollen und Moderationen?

Ein Highlight im Bereich Moderation war sicherlich meine damalige Sendung “Word Cup” bei „Viva“, die ich auch mitproduziert habe. Dort konnte ich mir aussuchen, mit wem ich ein Interview führen möchte und meiner Kreativität freien Lauf lassen. Das Gespräch mit Lauryn Hill ist mir noch besonders gut in Erinnerung geblieben. In der Vorbereitung stellte ich mir vor, dass ich ein Date mit ihr haben würde und hatte meine Fragen dementsprechend persönlicher gestaltet, als es sonst der Fall gewesen wäre.

Im Film „Kleine große Stimme“, der Ende letzten Jahres ausgestrahlt wurde, hatte ich eine Rolle, die mir großen Spaß gemacht hat. Ich spielte den musikalischen Vater eines Wiener Sängerknaben im Jahre 1954 und musste dafür Klavier spielen lernen. Wenn ich Filme mit einem historischen Hintergrund drehe, werde ich jedes Mal auch auf eine Zeitreise mitgenommen.

Wie war es, solange in einer Serie zu spielen (Soko Leipzig)? Herausforderung oder Langeweile?

Eine durchgehende Rolle über einen längeren Zeitraum in einer Serie zu spielen, kann beides mit sich bringen. Zum einen ist es toll, über mehrere Staffeln einen wirklich ausgefeilten Charakter kreieren zu können, durch den man ganz unterschiedliche Seiten, die teilweise vielleicht auch in einem selbst stecken, aber im wirklichen Leben verborgen bleiben, ausleben kann. Andererseits wird das Drehen einer Serie auch schnell zum Alltag und der Zauber, in eine andere Welt eintauchen zu dürfen, bleibt dabei manchmal ein wenig auf der Strecke. Alles in allem war es für mich aber eine tolle Erfahrung Kommissar bei „Soko Leipzig“ gewesen zu sein.

Tyron Ricketts
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Du bist auch als Musiker aktiv. Erzähl uns was darüber.

Meine aktive Zeit als Musiker auf der Bühne ist vorbei. Ich habe mir kürzlich eine Gitarre gekauft und spiele jetzt nur noch für mich selbst. Die Zeit, in der Rap Musik meine Passion gewesen ist, war sehr aufregend und bewegend. Rap ist eine sehr kraftvolle Art, seine Meinung und Gedanken auszudrücken und ich denke mit “Afrodeutsch”, „Brothers Keepers“ sowie “Mellowbag“ haben meine Kollegen und ich einiges bewegen können.

Mein letztes Album “Weltenreiter” diente mir dazu, die wahnsinnig intensiven Eindrücke meiner Weltreise verarbeiten und mit anderen teilen zu können, was für mich ein wichtiger Aspekt an der Musik ist. Heute habe ich mehr Interesse daran, mich durch Film auszudrücken was ein Grund dafür ist, dass ich angefangen habe, neben dem Schauspiel auch Geschichten zu schreiben und eigene Filmprojekte zu produzieren.

Was für Projekte stehen aktuell an?

Zusammen mit dem Regisseur Christian Alvart arbeite ich gerade an “Rip Tide”, ein Kinofilm zu dem ich die Geschichte geschrieben habe. Es geht um einen deutschen Arzt, der durch einen Surf Unfall aufs offene Meer getrieben wird und schließlich in einem Flüchtlingsschiff landet, das auf dem Weg nach Europa ist. Da er schwarz ist, wird er für einen Flüchtling gehalten und muss als Europäer erfahren, wie es auf der anderen Seite der Festung Europa aussieht.

Außerdem werde ich im Sommer in New York für einen Film vor der Kamera stehen und ich entwickle gerade ein Serienkonzept, das Berlin von einer Seite zeigt, wie wir es noch nicht kennen. Viel zu tun (lacht).

Tyron Ricketts
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Wie kam es zu Deinem Umzug in die USA?

Nach meiner Weltreise wollte ich etwas verändern und hatte die Möglichkeit, mit Hilfe von Harry Belafonte und seiner Tochter Gina, ein Arbeitsvisum und somit einen Einstieg in den USA zu bekommen. Eine solche Chance muss man einfach nutzen.

Berlin oder New York? Was ist cooler?

Ich persönlich finde Berlin cooler. New York macht für einen kurzen Zeitraum Spaß, denn alles was einen nur kurzfristig stimuliert, kann auch schnell sehr anstrengend werden, wenn man tatsächlich hier wohnt. Ich habe zuvor zwei Jahre in Los Angeles gelebt – 300 Tage Sonne im Jahr und einen Ozean, in dem man surfen kann, direkt vor der Haustür zu haben, war da schon bedeutend angenehmer. Momentan bin ich zwischen Berlin und L.A. hin und her gerissen.

Gibt es Themen, für die Du Dich engagierst, die Dir am Herzen liegen?

Mir liegt am Herzen, dass wir endlich begreifen, dass wir alle nur eine Welt haben auf der wir leben und dass es in der heutigen Zeit tatsächlich keinen Sinn mehr macht, sich über Nationalitäten oder Religionen zu definieren. Die Welt wird längst von wirtschaftlichen Interessen gelenkt, bei denen es lediglich um Profit und Wachstum geht. Durch unsere individuelle Entscheidung, wofür wir unser Geld ausgeben, können wir indirekt Einfluss auf große Entscheidungen nehmen. Wenn wir ganz bewusst nur bestimmte Lebensmittel konsumieren und darauf achten, wo und wie die Sachen produziert werden, können wir damit mehr bewirken als wir denken.

Ich glaube wir müssen uns in der westlichen Welt von dem Gedanken verabschieden, dass wir unseren Luxus weiterhin sorgenfrei auf dem Rücken der Armen genießen können, ohne dass dieses Verhalten Konsequenzen hat. Wir müssen die Welt und die notwendigen Lösungen ganzheitlich betrachten.

Tyron Ricketts
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Für welche anderen Musiker schlägt Dein Herz privat? Was finden wir in Deiner Playlist?

Zurzeit fahre ich sehr auf Anderson Paak ab. Hier in New York gibt es einen Internet Sender namens „Pandora“. Dort kann man seine Lieblingssongs eingeben und der Sender erstellt Dir eine Playlist mit Titeln, die Deinem Favoriten ähneln.

Du stehst auf Mode. Was sind Deine Lieblingsmarken, was trägst Du gerne?

Ich bin auf jeden Fall immer noch ein großer Fan von Sneakern und bequemen Sachen. Am wohlsten fühle ich mich in meinen Boardshorts auf dem Surfbrett. Allerdings macht es mir auch Spaß, ab und zu in einem Anzug aus dem Haus zu gehen. Marken sind mir da weniger wichtig als der Style der Klamotte.

Was ist Dein allergrößter Traum?

Ich schätze mich glücklich, sagen zu können, dass ich meinen allergrößten Traum lebe. Ich bin gesund, sehe die Welt, habe eine tolle Freundin und habe keine Angst davor, das auszuprobieren was mir Spaß macht. Besser geht es doch nicht…

Tyron Ricketts
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Was sind Deine Lieblingsautos? Hast Du Benzin im Blut?

Ich hatte bis letzte Woche ein altes Jaguar Cabrio bei dem das Getriebe leider den Geist aufgegeben hat. Mein kleiner Bruder fährt zur Zeit meinen alten Mini Cooper S. Ein echt geiles Auto, wie ich finde. Grundsätzlich geht es mir auch hier eher um das individuelle Fahrzeug und dessen Charakter als um eine spezielle Marke.

Tyron Ricketts (42)
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Fotos: Birgar Olsen (4), Ava Pivot (1)

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