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Antonia Sitak gehört aktuell zu den vielversprechendsten Talenten der deutschen und internationalen Schauspielszene.
Die gebürtige Berlinerin hat sich sowohl vor als auch hinter der Kamera etabliert – und überzeugt durch ihre attraktive Vielseitigkeit und eine internationale Ausstrahlung.
Sie meistert wirklich jede Rolle mit Leidenschaft und Präzision. Dabei verbindet sie schauspielerisches Talent mit einer außergewöhnlichen Sprachbegabung.
Ich habe sie nun tatsächlich in Berlin getroffen. Hier ist das Interview.
Du hast sowohl in Los Angeles als auch in Berlin Schauspiel studiert. Wie unterscheidet sich die Ausbildung in diesen beiden Städten für dich?
In Los Angeles war es ein klassisches Schauspielstudium, während ich in Berlin kein zusammenhängendes Programm besucht habe. Trotzdem sind mir einige Unterschiede in der Herangehensweise an die Kunst des Schauspiels aufgefallen.
In LA liegt der Fokus stärker auf filmrelevanten Fähigkeiten, was allein durch die Nähe zu Hollywood naheliegend ist. Theaterbezogene Fähigkeiten wie Bühnenpräsenz und Sprachgestaltung stehen dort weniger im Vordergrund.
Mein Studium an der Lee Strasberg Schule umfasste praxisorientierte Kurse wie Audition Technique und Self-Taping, die für das schnelle Buchen von Jobs unverzichtbar sind. Die Ausbildung ist oft modular aufgebaut, so dass Schauspieler sich auf spezielle Bedürfnisse wie Sitcoms oder Voice Acting konzentrieren können.
In Deutschland ist die Ausbildung hingegen theorielastiger und behandelt oft klassische Texte, wie Werke von Shakespeare. Grundsätzlich wird der Schauspielberuf in den USA mehr als Geschäft angesehen: Man tut sein Bestes, um erfolgreich zu sein, während sich Europa stärker auf künstlerische Entfaltung fokussiert.
Dieser Unterschied hat sicher auch mit der unterschiedlichen sozialen Absicherung zu tun. Viele meiner amerikanischen Kollegen arbeiten gleichzeitig als Kellner, Valet-Fahrer oder Stand-up-Comedians, um über die Runden zu kommen – dieser Druck ist in Deutschland weniger präsent.
Deine Rolle in „Die Spreewaldklinik“ für Sat.1/Joyn war eine Episodenhauptrolle. Wie bereitest du dich auf eine solche Rolle in einer etablierten Serie vor?
➡️ Lesen Sie dazu auch: Antonia Sitak begeistert in neuer Rolle bei „Die Spreewaldklinik“…
Ich schaue mir die letzten Folgen der Serie an, um ein Gefühl für die „Stimmung“ und den Stil der Produktion zu bekommen. Jede Serie hat ihren eigenen Ton, fast wie ein Code. Als Schauspielerin möchte ich mit meiner Performance positiv auffallen, aber den Fluss der Handlung nicht stören.
Anschließend suche ich nach Gemeinsamkeiten zwischen mir und der Rolle. Was verbindet uns? Aspekte, zu denen ich keinen Bezug finde, analysiere ich intensiver, um sie mir zu erschließen. Ich notiere alle kreativen Impulse, die beim Lesen des Drehbuchs entstehen.
Den Text lerne ich schnell auswendig, damit ich bei den Proben präsent bin und im Moment spielen kann, statt gedanklich mit dem Text zu kämpfen. Ich entdecke die Rolle oft erst körperlich, bevor ich sie analytisch angehe. Am Ende ist es wichtig, loszulassen und einfach Spaß zu haben.
Du hast dieses Jahr Alice in „Closer“ am Theaterforum Kreuzberg gespielt. Was hat dich besonders an dieser Figur und dem Stück gereizt?
Ach, ich liebe diese Rolle! Eigentlich liebe ich alle meine Rollen – anders könnte ich sie nicht spielen. Selbst wenn ich anfangs keine Verbindung finde, gehört es zu meiner Arbeit, genau diese Verbindung herzustellen.
Alice ist eine unglaublich starke Frau, auch wenn man das beim ersten Lesen des Stücks nicht sofort erkennt. Es könnte der Eindruck entstehen, dass sie schwach ist und sich alles gefallen lässt, doch das täuscht. Ihre Tragik ist, dass sie ihr Schicksal selbst initiiert, weil sie nicht anders kann.
Sie liebt mutig und kompromisslos, ist dabei aber auch intrigant und ständig am Lügen. Dennoch kann man ihr nicht böse sein. Ein Satz von ihr lautet: „Lügen macht am meisten Spaß… … wenn man sich nicht ausziehen muss.“ Sie vereint Ambivalenzen: verführerisch, aber unschuldig. Diese Gegensätze machen Alice so faszinierend.
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Welche Rolle würdest du gerne im nächsten Jahr spielen?
Mich reizen Rollen, die völlig fernab meiner eigenen Werte liegen. Das ist für mich der Zauber des Schauspiels – eintausend Leben in einem einzigen erleben, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.
Ein lang gehegter Traum von mir ist es, in einer Fantasy-Filmreihe mitzuspielen, vielleicht etwas mit übernatürlichen Kräften. Solche Produktionen sind in den USA verbreiteter als in Deutschland.
Neben der Schauspielerei hast du auch einen Master in Immobilienmanagement. Wie beeinflusst diese zusätzliche Ausbildung deine Arbeit als Schauspielerin?
Das ist eine tolle Frage! Bisher hat mich das noch niemand in einem Interview gefragt, dabei finde ich es super spannend, was Schauspieler „außerdem“ gelernt haben.
Die Arbeit in der Immobilienbranche hat mir geholfen, ein professionelles Auftreten und Verhandlungsgeschick zu entwickeln. Das klingt zunächst konträr zum kreativen Schauspiel, aber es hat mir oft geholfen, Rollen mit stark-dominanten Charakteren – wie Staatsanwältinnen oder Unternehmerinnen – authentisch zu spielen.
Außerdem braucht man als Schauspielerin auch die Fähigkeit, sich im öffentlichen Rahmen selbstbewusst zu präsentieren und zu vermarkten. Agenten und Manager unterstützen natürlich, aber sie sind nicht immer dabei.
Du sprichst mehrere Sprachen fließend. Inwiefern hat dir diese Fähigkeit bei internationalen Produktionen geholfen?
Diese Fähigkeit war tatsächlich schon oft hilfreich. Für eine indische Netflix-Produktion wurde ich gecastet, weil ich mir während längerer Aufenthalte in Indien Grundkenntnisse in Hindi angeeignet habe – das ist für eine blonde Europäerin eher ungewöhnlich.
Auch mein Russisch und natürlich mein Englisch und Französisch haben mir schon viele Türen geöffnet. Interessanterweise wird mein Akzent bei internationalen Projekten oft bewusst beibehalten, da er eine zusätzliche Geschichte erzählt.
Du hast Erfahrung in Film, Fernsehen, Theater und Werbung. Welches Medium fordert dich als Schauspielerin am meisten heraus?
Werbung empfinde ich als am wenigsten herausfordernd, da sie meist schnell abgedreht ist und der kreative Rahmen klar definiert ist. Ähnlich geht es mir bei Fernsehdrehs – sie sind vorhersehbarer und geben dadurch Sicherheit.
Zwischen Theater und Film fällt mir eine Entscheidung schwer. Theater bietet intensive, unmittelbare Momente, während Filmdrehs oft von technischen Abläufen bestimmt werden. Beides ist herausfordernd, aber Theater genieße ich derzeit noch mehr, weil ich es als freier empfinde.
Wie beschreibst du deinen Modestil?
Seit ich aus meinen Zwanzigern raus bin, würde ich meinen Stil als elegant und feminin beschreiben. Früher war ich experimentierfreudiger, aber mittlerweile fühle ich mich in klassischen, zeitlosen Outfits am wohlsten.
Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich mich wie Fran Fine aus „Die Nanny“ kleiden – ausgefallen, aber immer attraktiv.
Hast du spezielle Beauty-Rituale?
Neben Klassikern wie ausreichend Schlaf, wenig Alkohol und Zucker lege ich großen Wert auf eine gesunde Hautpflege.
Da ich am Set oft viel Make-up trage, genieße ich es, im Alltag komplett ungeschminkt zu sein. Ein kleines Laster sind Gesichtsmassagen – die liebe ich.
Auf welches Accessoire könntest du nie verzichten?
Perlenohrstecker! Sie passen zu fast jedem Outfit, werten es auf und sind immer eine perfekte Balance zwischen dezent und stilvoll.
➡️ instagram.com/antonia.sitak
➡️ facebook.com/people/Antonia-Sitak
➡️ mulholland-talent-management.com/antonia-sitak
Sierks Media / © Fotos: Antonia Sitak (2), Sina Weihrauch (1), Harald Keller (1)
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