Das Schwergewicht kommt aus Aschheim im Fränkischen und gehört zu den edelsten Reisemobilen auf dem Markt. Concorde legt die Liner-Baureihe neu auf und rückt sie noch näher ans Spitzenmodell Centurio.
Im wohnmobilen Oberhaus geht es sehr gediegen zu. Neben den Edel-Manufakturen Vario oder Volkner, die ihre Fahrzeuge ganz individuell fertigen, finden sich drei Oberklasse-Anbieter auf engem Raum gedrängt. Rund um das fränkische Örtchen Schlüsselfeld haben sich Morelo, Phoenix und Concorde angesiedelt.
Unter dem Lockdown haben alle drei gelitten, vor allem weil die Zulieferer der Basisfahrzeuge Iveco und Mercedes-Benz keinen Nachschub mehr beigebracht hatten. Bei Concorde wird das Jahresabsatzziel von 410 Luxusmobilen daher nicht erreicht, jetzt plant man ein Volumen von 350 der Prachtexemplare. Der Umsatz sinkt nach diesen Prognosen um neun Millionen auf 81 Millionen Euro.
Gleichwohl legt Concorde auch in schweren Zeiten nach. Die Baureihe Liner Plus wird um die Serie Liner erweitert. Auch wenn dem Neuen das „Plus“ fehlt, rückt er dem Spitzenmodell Centurio noch näher auf die Pelle. Die Front-Maske mit hydraulisch nach oben fahrender Serviceöffnung für den Motor und der eingeklebten Bus-Windschutzscheibe erinnert stark an das Flaggschiff aus Aschheim.
Auch die technische Ausstattung lehnt sich am Topmodell an, alle Service- und Stauklappen sowie Türen entriegeln elektrisch, nur der Deckel vor dem Staukasten mit den beiden Elf-Kilogramm-Gasflaschen muss manuell mit dem Schlüssel geöffnet werden. Die Bauvorschriften verbieten elektromechanische Schlösser in der Nähe von Flüssiggasvorräten, es könnten beim Betrieb echte Funken entstehen.
Drei Grundrisse bietet Concorde an. Der Einstiegs-Liner ist der 996 MI, der mit einer Gesamtlänge von knapp zehn Metern schon ein ordentlicher Brocken ist. 2,48 Meter Breite erfordern Augenmaß, auch Erker, Dachrinnen und in die Fahrbahn regende Äste gilt es bei einer Höhe von 3,78 Meter zu beachten.
Über eine 3,5-Tonnen-Gewichtsgrenze lächelt man bei Concorde eher milde. Selbst der Baby-Liner bringt unbeladen gut neun Tonnen auf die Waage, sein zulässiges Gesamtgewicht liegt bei zwölf Tonnen. Die Fahrerlaubnis für Personenwagen (B) genügt lange nicht, selbst die für Nutzfahrzeuge bis 7,5 Tonnen (C1) ist obsolet. Für den Liner bedarf es den gestandenen Lkw-Führerschein der Klasse C.
Smart oder ein Fiat 500 als Beiboot
Die beiden weiteren Grundrisse 990 GI und 1090 GI legen mit ihren Heckgaragen nochmal eine Schaufel nach. In den gleichlangen 990 GI passt ein Smart in die Remise unter dem Queensbett im Heck, der 1090 GI ist elf Meter lang und darf bis zu 15 Tonnen wiegen. Bei ihm findet sogar ein Fiat 500 hinter der elektrisch öffnenden Garagentür seinen Platz.
Die Preisliste beginnt bei 342.000,- Euro für das Basismodell (sofern man hier überhaupt von Basis sprechen darf), wer seinen Liner jetzt bestellt spart bis Dezember noch aufgrund des geringeren Mehrwertsteuersatzes rund 8.000,- Euro. Die beiden anderen Garagenversionen stehen mit rund 355.000,- und 377.000,- Euro in der Preisliste.
Bei der Ausstattung orientiert sich der Liner ebenfalls am noch hochwertigeren Centurio. Die nicht angebaute, sondern in die Seitenwand integrierte Markise etwa gibt es auch hier, dass sie elektrisch angetrieben ausfährt, versteht sich von selbst. Ein LED-Band sorgt für exklusive Lichteffekte und erhellt den Platz vor der mit 67 Zentimeter extrabreiten Eingangstür.
Innen herrscht die übliche gediegene Concorde-Atmosphäre, die Möbelfronten werden aus dem Tora-Brillant-Dekor mit Metallic-Effekt gefertigt, die Polster sind im Farbton Vanille beledert. Der Tisch wird im Handumdrehen durch einen findigen Schiebemechanismus vom Tischchen zur Tafel, der 40 Zoll große Flachbildschirm schwebt bei Bedarf automatisch aus seiner Parkstellung hinter dem Dachstaukasten nach unten. Eine Surround-Soundanlage gibt es gegen Aufpreis, sie macht das Kinoerlebnis perfekt.
Die Magie der Camping-Küche
Mit Magie geht es in der Küche weiter. Auf Wunsch surrt eine Espressomaschine aus dem Oberschrank auf Arbeitshöhe, sanft fährt eine Dreifach-Steckdose aus der Arbeitsfläche. Es gibt gleich zwei Edelstahl-Spülen und einen Brause-Wasserhahn wie in der Profi-Gastronomie. Der Herd nutzt Gas als Brennstoff und bietet außerdem ein Induktionskochfeld.
Das funktioniert bei Landstrom-Anschluss oder beim Einsatz des Stromgenerators im Unterboden. Ordentlich Energie verlangt außerdem der optionale Geschirrspülautomat, er stammt aus dem Yachtbau und verträgt daher Bewegungen und kann so auch während der Fahrt arbeiten. Der Kühlschrank arbeitet nach dem Kompressor-Prinzip und hat 177 Liter Volumen, ins Gefrierfach passen 20 Liter.
Sein Elektromotor ist, obwohl er ein gutes Stück vom Schlafzimmer entfernt ist, zusätzlich geräuschisoliert, damit er die Nachtruhe nicht stört. Seinen nachhaltigen elektrischen Betrieb gewährleistet das kräftige Lithiumionen-Akkupaket, das selbst genug Energie für den Betrieb der Klimaanlage im Wohnraum liefert.
Im Heck sind das Badezimmer und das Schlafgemach mit frei stehendem Doppelbett untergebracht. Hier müssen jedoch Zugeständnisse gemacht werden, die Regenwald-Dusche, die im Centurion zur Serienausstattung zählt, muss im Liner extra bezahlt werden. Ein zweiter Flachbildschirm kann hier ebenso eingebaut werden wie ein zusätzliches Klimagerät.
Mercedes-Benz Atego als Basis
Als Basisfahrzeug nutzt der Liner den Mercedes Benz Atego, dessen 7,7 Liter Sechs-Zylinder-Diesel stramme 299 PS und vor allem 1.200 Newtonmeter als Drehmomentspitze liefert. Selbst vollgeladen und mit Anhänger – der Liner darf drei Tonnen ins Schlepp nehmen – geht ihm so schnell die Puste nicht aus.
Das Chassis kann auf Wunsch mit einer Luftfederung an der Vorderachse ausgestattet werden, im Stand hilft das hydraulische Stützsystem beim Nivellieren des Luxusmobils. Dafür allerdings sind rund 9.000,- Euro Aufpreis fällig. Extra bezahlt werden muss außerdem die Bird-View-Rangierhilfe, die allerdings ist sinnvoll eingesetztes Kapital.
Denn die 360-Grad-Rundumsicht schützt vor Rempeleien beim Parken, der Liner verlangt mit seinen ungewöhnlichen Dimensionen eben gesteigerte Aufmerksamkeit.
Der Vergleich mit High-End-Yachten drängt sich beim Betrachten der Concorde-Modelle, insbesondere der Spitzenbaureihen, auf. Bei den Schiffen wirkt der Begriff „Segelboot“ deplatziert. Und mit den Luxus-Mobilen aus Aschheim trifft die Beschreibung Camping ebenfalls nicht ganz den Kern der Sache.
Shots Magazin / © Fotos: Auto-Medienportal.Net, Concorde / Quelle: ampnet, mk
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