Ist er das Symbol einer Zeitenwende? Bisher waren es doch die sparsamen Autos und die E-Mobile, die einen Preis nach dem anderen abgeräumt haben.
Doch als der Journalist Sid Patankar den Umschlag öffnete, war die Überraschung perfekt: Der Preis als Weltauto des Jahres geht an das große SUV namens Kia Telluride – ein Auto, das in Europa weitgehend unbekannt ist und derzeit nur in Nordamerika und dem Nahen Osten vermarktet wird.
Was bietet der Kia Telluride, und würde er auch in Europa funktionieren? Wir haben uns das SUV genau angesehen. Das ist auf Anhieb ein erfreuliches Unternehmen, denn er sieht ausgesprochen gut aus.
Mit seinem Kia-typischen „Tigernasen“-Kühlergrill, breiter Spur und vertikal betonten Leuchten vorn und hinten wirkt er stämmig und kraftvoll, das aufsteigende Zierelement in der B-Säule wirkt modern. Und mit knapp fünf Metern Länge sowie fast zwei Metern Breite genehmigt er sich großzügig Verkehrsfläche.
Die Abmessungen korrespondieren mit einem geräumigen Interieur: Auf drei Sitzreihen bietet der Telluride bis zu acht Personen Platz, und der Kofferraum lässt sich von 595 auf bis zu 2.209 Liter erweitern. Vor dem Fahrer spannt sich eine breite, eher konventionell gezeichnete Armaturentafel, der mittlere Zentralbildschirm ist intuitiv zu bedienen, und der Fahrer greift an ein schön gezeichnetes Vierspeichen-Volant, das sich wohltuend von der Pseudosportlichkeit der Dreispeichen-Lenkräder in anderen SUV absetzt.
Gerade in den gehobenen Ausstattungsvarianten fällt auf, wie geschmackssicher der Kia Telluride auch im Interieur gezeichnet ist und wie hochwertig die eingesetzten Materialien sind. Damit setzt er sich zum Beispiel von seinem direkten Konkurrenzmodell, dem in Europa nicht angebotenen Volkswagen Atlas, deutlich ab und erreicht vollwertiges Premium-Niveau.
Das Spitzenmodell gibt es sogar mit einem Mikrofaser-Dachhimmel – VW offeriert so etwas nicht einmal mehr im Touareg. Die 630-Watt-Hifi-Anlage von Harman-Kardon bietet zwar nicht ganz das Niveau der in einigen VW-Modellen optionalen Dynaudio-Anlage, aber von diesem Zulieferer scheinen sich die Wolfsburger gerade zu verabschieden.
Ingesamt ist das Interieur des Kia Telluride so ansprechend gestaltet, dass es zur Messlatte im Segment werden könnte. Unter dem Blech offeriert der Telluride bewährte Technik: Er verfügt über eine frontgetriebene Architektur mit optionalem Allradantrieb, mit dem das SUV seinem Äußeren gerecht werden kann.
Dabei können automatisch bis zu 50 Prozent der Kraft an die Hinterachse geleitet werden, und mit einem 4WD-Lock-Modus lässt sich auf anspruchsvollem Terrain diese Kraftverteilung fixieren. Das komfortabel abgestimmte Fahrwerk mit McPherson-Vorderachse und Mehrlenker-Achse im Heck ist untersteuernd ausgelegt und bleibt gutmütig, wobei sich der Grenzbereich frühzeitig ankündigt.
Nicht hohe Kurvengeschwindigkeiten, sondern entspanntes Gleiten ist die Domäne des Telluride. Das passt auch am besten zum einzigen derzeit verfügbaren Aggregat, einem 3,8 Liter V6 Saugmotor. Er bringt seine Kraft über einen achtstufigen Wandlerautomaten auf die Straße und treibt den Telluride nach unseren Messungen in knapp über 7 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
Der US-Zyklusverbrauch von 10,2 Litern pro 100 Kilometer lässt sich übrigens locker unterbieten, vor allem, wenn der Eco-Modus vorgewählt wird. Und das lässt sich von den in Europa vom Gesetzgeber erzwungenen, hochgezüchteten Downsizing-Motoren leider nicht immer behaupten.
Eine Hybridisierung gibt es übrigens nicht, und das ist auch gut so: Mit Extra-Batterie und Elektromotor würde der Kia Telluride vermutlich nicht 1.865 Kilogramm, sondern annähernd zweieinhalb Tonnen wiegen.
Und so präsentiert sich der Kia Telluride als sauber konstruiertes, schön gezeichnetes Auto von heute, das übrigens in den USA zu sensationell günstigen Preisen ab 31.890,- Dollar zu haben ist!
Es passt in eine Welt, in der die Kunden kaufen dürfen, was sie wollen und die Hersteller diese Wünsche bedienen können, ohne – wie in Europa – mit Strafzahlungen in Milliardenhöhe konfrontiert zu werden.
Gerade wegen dieser auf den Zyklusverbrauch bezogenen Strafzahlungen, die den vom Kunden abgelehnten Elektroautos einen unfairen Vorteil verschaffen, ist es zweifelhaft, ob Kia den Telluride auch in Europa auf den Markt bringt.
Dass er diesen globalen Preis gewonnen hat, ist damit auch ein Signal der renommierten Jury an die Politik: Die Zukunft des Automobils sollte so aussehen, wie es sich die Kunden wünschen, nicht die Ideologen.
Shots Magazin / © Fotos: Auto-Medienportal.Net, Kia / Quelle: ampnet, jm
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