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Porsche hätte vor 20 Jahren mit dem Cayenne noch ein weiteres Kapitel an schöner Automobilgeschichte schreiben können: Mit einer offenen zweitürigen Version. So aber blieb es Land Rover 2016 vorbehalten, mit dem Range Rover Evoque das erste SUV Cabrio in Europa anzubieten.
In den USA war bereits Nissan ein paar Jahre zuvor mit dem Murano Cross Cabriolet vorgeprescht. Porsche hatte beim Cayenne schon früh über alternative Karosserieformen nachgedacht.
Schon kurz nach dem Verkaufsstart der ersten Modellgeneration im Dezember 2002 diskutierten die Verantwortlichen in Zuffenhausen über drei mögliche andere Varianten: ein Coupé, eine um 20 Zentimeter gestreckte und um eine zusätzliche Sitzreihe ergänzte Langversion sowie ein Cabriolet.
Ausgerechnet die vermeintlich ungewöhnlichste Spielart, ein rund 4,80 Meter langer offener Cayenne, wurde nicht sofort wieder verworfen und sogar gebaut. Das Lager des Porsche-Museum beherbergt noch das Einzelstück.
Es handelt sich dabei nicht um einen fahrbereiten Prototyp, sondern um ein sogenanntes Package-Funktionsmodell, kurz PFM. Dabei wurde das Dach entfernt, auf die für ein Cabriolet nötigen Karosserieversteifungen aber verzichtet.
Eine sichere Fahrt wäre mit dem Fahrzeug nicht möglich, es wird daher bei Bedarf nur gerollt. Testfahrten waren nie geplant, denn das Cabriolet-PFM diente nur dazu, vier Punkte zu prüfen.
Beim Heck waren die Designer sich im Jahr 2002 nicht einig. Für das Funktionsmodell wurden daher zwei unterschiedliche Ausführungen entworfen. Hinten links war die Rückleuchte tief angesetzt, hinten rechts saß sie deutlich höher.
Zudem sollte die Frage geklärt werden, ob man überall gut sitzen könnte, wenn das Dach nach hinten coupéhafter ausläuft und die Windschutzscheibe samt A-Säulen gekürzt wird. Wie praktisch bleibt der Cayenne als Zweitürer, da die Türen jeweils um 20 Zentimeter länger wurden? Und was wäre die beste Lösung für das Verdeck?
Der Kofferraumdeckel des Cayenne-PFM ist vorne und hinten angeschlagen und kann in beide Richtungen öffnen. Das Dach sollte über den feststehenden Überrollbügel hinweg nach hinten gefahren und dort unter dem gegenläufig geöffneten Kofferraumdeckel in einer Z-Faltung abgelegt werden.
Ganz ähnlich funktioniert es seit der Generation 991 beim Porsche 911 Targa. Beim Cayenne Cabriolet wurde der Mechanismus jedoch nie fertig konstruiert, sondern es blieb bei einer Computersimulation. Das Stoffdach liegt heute im Kofferraum des Museumsstücks und muss bei Bedarf von Hand montiert werden.
Das Cockpit entspricht dem des Serienmodells. Während die Coupé-Idee später wieder aufgegriffen und 2019 zeitgemäß in einem viertürigen Serienmodell umgesetzt wurde, verfolgte Porsche die Cabriolet-Idee nicht weiter. Die Prognosen hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit waren nicht besonders vielversprechend.
Obendrein blieben Zweifel, ob das Auto so ansprechend aussehen würde, wie man es von einem Porsche erwartet. „Ein SUV als Cabriolet ist ästhetisch und formal schon eine Herausforderung“, sagt Designchef Michael Mauer, der 2002 noch nicht im Amt war, beim heutigen Blick auf das Konzept.
Und weiter: „Das SUV hat immer einen großen und schweren Körper. Das kombinieren Sie mit einem kleinen Hut und schneiden dann noch das Dach weg – da kommen formal seltsame Dinge heraus.“
Sowohl Evoque als auch Murano verschwanden möglicherweise auch deshalb relativ schnell wieder von der Bildfläche – beim Cabrio-Traditionalisten Volkswagen lebt die Idee derzeit aber beim offenen T-Roc noch weiter.
Allerdings nur für richtig entspannte Fahrer mit Nerven aus Stahl, weil die Motorisierungen mit 110 bzw. 150 PS einfach schwach sind…
Shots Magazin / © Fotos: Autoren-Union Mobilität, Porsche / Quelle: aum
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