Er war schon zu Lebzeiten eine Legende. Juan Manuel Fangio (1911 bis 1995) prägte wie kaum ein anderer die Anfangsjahre der Formel Eins – und gilt immer noch als einer der erfolgreichsten und besten Rennfahrer aller Zeiten.
Fünfmal gewann er den Titel eines Weltmeisters, startete 51-mal bei Grand Prix-Wettbewerben und kam dabei 24-mal als Erster ins Ziel.
Mit einer solchen Erfolgsquote von fast der Hälfte aller bestrittenen Rennen kann bis heute niemand der Formel Eins-Piloten Fangio das Wasser reichen, auch Michael Schumacher oder Lewis Hamilton nicht.
Seine Karriere startete der Argentinier vor dem Zweiten Weltkrieg in Südamerika, 1949 nahm er in Europa auf einem Alfa Romeo zum ersten Mal beim Grand-Prix-Rennen von San Remo teil, das er auf Anhieb gewann.
Mit damals 38 Jahren befand er sich in einem Alter, in dem sich Rennfahrer von heute meist im Ruhestand befinden. Ein Jahr später wurde Fangio Vizeweltmeister, 1951 zum ersten Mal Weltmeister, 1954 triumphierte er auf Maserati zum zweiten Mal.
Im gleichen Jahr unterschrieb er einen Vertrag mit Mercedes-Benz und wurde 1955 mit einem Silberpfeil zum dritten Mal Weltmeister. Nachdem sich die Stuttgarter zum Jahresende vom Rennsport zurückgezogen hatten, wechselte Fangio zu Ferrari und wurde 1956 zum vierten Mal sowie 1957 – diesmal wieder auf Maserati – zum fünften Mal Weltmeister.
Da war er 46 Jahre alt. 1958 beendete er seine Karriere. Trotz seiner vergleichsweise kurzen Verbindung mit Mercedes-Benz als Rennfahrer blieb sein Kontakt mit dem Unternehmen als Geschäftsmann mit der Marke dauerhaft.
Er baute in seinem Heimatland Argentinien ein Motorenwerk für Daimler-Benz auf und arbeitete ab 1974 als Präsident von Mercedes-Benz Argentina. Zum Abschied als Rennfahrer hatte ihm die Daimler-Benz AG 1958 einen Mercedes 300 SL Roadster in Hellblau-Metallic mit cremefarbenen Lederbezügen im Innenraum – also mit den Farben der argentinischen Nationalflagge – geschenkt.
Dieses Auto fuhr Fangio persönlich über mehr als 70.000 Kilometer in Europa und seiner Heimat Südamerika. Sein Neffe Juan Manuel Fangio II erinnert sich: „Dieses Auto war Teil meiner Kindheit und ist für mich etwas ganz Besonderes. Für meinen Onkel nahm es einen speziellen Platz unter all seinen anderen Fahrzeugen ein. Nicht nur wegen seines Aussehens und seiner Eigenschaften, sondern auch, weil dieses Geschenk für ihn am Beginn eines neuen Lebensabschnitts stand.“
Von 1966 an befand sich der 300 SL im Juan Manuel Fangio-Museum im argentinischen Balcarce, dem Heimatort des Rennfahrers. Neben einer Reihe von Trophäen und Rennwagen, die Fangio während seiner aktiven Zeit gefahren hatte, nahm er einen speziell für ihn gestalteten Platz ein.
Zurzeit steht er in der Londoner Niederlassung des Auktionshauses Sotheby’s, bis er am 26. Februar zum „ICE – The International Concours of Elegance“ auf dem gefrorenen St. Moritz-See in der Schweiz eintrifft.
Hier konkurriert die Schönheit des Engadiner Winters mit der Schönheit edler Fahrzeuge: Hochkarätige Preziosen – 50 Oldtimer, Klassiker und Rennwagen. Am Rand dieser Veranstaltung können Interessenten des Fangio-300 SL zwischen dem 28. Februar und dem 4. März ein Gebot bei RM Sotheby’s abgeben.
Das Auto soll nicht in einer der üblichen Versteigerungen seinen Besitzer wechseln, sondern der Deal soll wie ein privater Verkauf funktionieren. Über den endgültigen Erlös will das Unternehmen strenges Stillschweigen garantieren.
Dass sich der Betrag in ansehnlich hoher siebenstelliger Euro-Größe befinden wird, dürfte sicher sein. Denn wer kann schon von sich behaupten, direkt nach so einem legendären Formel-1-Fahrer sein exklusives Automobil zu besitzen?
Shots Magazin / © Fotos: Autoren-Union Mobilität – RM Sotheby‘s (4), Mercedes-Benz Group (1) / Quelle: aum, hrr
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