Was hat Amberg in der Oberpfalz gemeinsam mit den Metropolen New York und Paris? Nirgends auf der Welt lässt sich ein Heiratsantrag so stilvoll machen und können frisch vermählte Paare das Jawort so schön zelebrieren wie in diesen drei Orten, meinen die Redakteure des renommierten Reisemagazins „Geo“ in ihrer aktuellen Ausgabe.
Grund für die Erwähnung der ostbayerischen Stadt an der Vils im selben Atemzug wie die Millionenstädte an der Seine und am Hudson River ist das Amberger Eh“häusl, ein Kuriosum, das es in dieser Form kein zweites Mal auf der Welt gibt: Das „kleinste Hotel der Welt“ bietet nur zwei Personen Platz. Seit Jahrhunderten verbringen hier frisch Verheiratete ihre Hochzeitsnacht.
Das kuriose Klein-Hotel hat eine große Geschichte: Wer im 17. Jahrhundert in Bayern heiraten wollte, dem hat es Kurfürst Karl VII. Albrecht nicht leicht gemacht. Damit sich das Bürgertum nicht mit den Tagelöhnern vom Land mischte, erließ der spätere deutsche Kaiser im Jahr 1728 einen Erlass: Demnach brauchten unvermögende Leute eine Erlaubnis zum Heiraten – sofern sie nicht schuldenfreien Grund- oder Hausbesitz nachweisen konnten.
Das brachte einen Bürger der Stadt Amberg damals auf die Idee: Er baute in die schmale Lücke zwischen seinem und dem Nachbarhaus ein winziges, nur 248 Zentimeter breites Häuschen und verkaufte das „Eh“häusl“ dann pro forma kurzzeitig an heiratswillige Paare. Heute ist dieses architektonische Kleinod und Dokument irrwitziger Gesetzgebung saniert und gilt als kleinste Hotelgebäude der Welt.
Junge Paare, die das kleine Haus im 18. Jahrhundert für die Zeit der Eheschließung auf dem Papier kauften, taten den kurfürstlichen Vorschriften genüge, ohne tatsächlich vermögend zu sein. Karl Albrechts Ehe-Verordnung überlebte Generationen von Regenten und wurde erst 140 Jahre später, im Jahr 1868, aufgehoben.
Wie viele Besitzer das Kleinod inmitten der malerischen Altstadt von Amberg in der Oberpfalz in der Zeit hatte, darüber kann auch die Stadtverwaltung Amberg keine Auskunft geben, die das Hotel heute betreibt. Es dürften aber mehr sein, als jedes andere Haus auf der Welt jemals hatte.
Nachdem die Ehe-Verordnung gefallen war, verfiel auch das Eh“häusl. Es hatte seinen Zweck erfüllt. 1977 schließlich entschied sich die Stadt Amberg als neue Besitzerin, das Minihotel mit der unglaublichen Geschichte im Zuge der Altstadtsanierung zu renovieren. Seit Ende der 1970er Jahre wird das begehbare „Puppenhaus“ als Hotel genutzt.
Vor zehn Jahren wurde es erneut grundlegend renoviert. Das 2-Personen-Hotel bietet seinen Gästen heute auf sechs versetzten Ebenen und rund 55 Quadratmetern Wohnfläche großzügigen Komfort, inklusive offenem Kamin im Wohnzimmer, Flatscreen-TV, einem Schlaf- und einem Frühstückszimmer, Whirlpool mit Regenbogenfarben und einem sogenannten Rotem Salon.
Das Gästebuch im Hotel „Eh“häusl“ füllen Einträge von Gästen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz, wobei allerdings die wenigsten Paare hier ihre Hochzeitsnacht verbringen. Es wird gemietet, um Heiratsanträge zu machen, silberne oder goldene Hochzeiten zu feiern. Manche frisch getrauten Paare erhalten die Übernachtung am Hochzeitstag auch als Gutschein.
Eine Nacht in dem kleinen Haus ist für die Gäste eine besondere Erfahrung. Einen Hotel-Portier gibt es nicht. Mit der Übergabe der Hausschlüssel gehört dem Gast die Luxus-Herberge ganz alleine. Es ist ein Hotel für alle Sinne: Nach dem Aufsperren der Eingangstüre erstrahlt das ganze Haus in einer Symphonie aus Licht und Farben.
Aus unsichtbaren Lautsprechern ertönt Verdi’s „La Traviata“. All das ist im Pauschalpreis inbegriffen: Der beträgt derzeit pro Tag inklusive Frühstück für maximal zwei Personen, weil mehr nicht hineinpassen, 240,- Euro…
Fotos: obx-news (1), ehehaeusl.de (1), Pixabay, CC0 Public Domain (1) / Quelle: obx-news
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