Der Yachtsport ist prestigeträchtig – manche sagen auch elitär. Und ähnlich wie die Reisemobilbranche leiden die Werften unter Materialmangel, der zu erheblichen Lieferzeiten führt.
Auch die Rotation der Preisspirale nimmt zusehends Fahrt auf. Dennoch wurden nun zum 19. Mal die internationalen Auszeichnungen zur „European Yacht of the Year“ und zum 16. Mal zum „European Powerboat of the Year“ verliehen – wenn auch nicht auf der sogenannten „Flagship Night“ im Rahmen der Messe Boot in Düsseldorf, sondern Pandemie bedingt erneut virtuell und nicht live vor großem Publikum.
In der Fahrtenboot-Klasse siegte bei den Seglern in diesem Jahr die Hanse 460. Sie ist eine komplette Neuentwicklung der in Greifswald beheimateten größten deutschen Serienwerft. Hanse habe die gefragteste Yacht dieser Größe auf den Markt gebracht.
Dabei gewinne die „Große“ aus Greifswald nicht nur unter gestalterischen Gesichtspunkten, auch substanziell zeige die etwa 322.000 Euro teure Hanse 460 eine ausgezeichnete Performance, gab die Jury bekannt. Wie fast alle Preisträger gilt auch für sie erhebliche Lieferzeit. Wer jetzt bestellt, muss sich bis 2024 gedulden und obendrein gut 50.000 Euro mehr zahlen als noch im vergangenen Jahr.
Bei den nominierten Performance Cruisern gewinnt die JPK 39 Fast Cruiser den Titel. Sie sei ein begeisternd schnelles Fahrtenboot, das sich kaum eine Blöße gibt, heißt es. In einer extrem starken Konkurrenz entschied sich die Jury am Ende für die Werft aus Frankreich und ihre JPK 39, weil sie seglerisch alles richtig und sonst auch kaum etwas verkehrt macht. Kostenpunkt des 12-Meter-Schiffs: Rund 244.000 Euro.
In der Kategorie Luxusyachten hat sich die Hallberg-Rassy 50 durchgesetzt. Die Neuerscheinung der schwedischen Traditionswerft erlaubt sich als Luxustourer so gut wie keinen Schnitzer, begeistert unter Segeln und wahrt trotz teils großer Innovationsfreudigkeit ihren Markenkern, so die Begründung. Das kostet dann allerdings auch etwa 1,57 Millionen Euro.
Für einen deutlich geringeren Einstandspreis kommt die Saffier SE 33 Life aus den Niederlanden ins Wasser. Der 160.000 Euro kostende Daysailer sorgte bei der Jury für einhellige Kommentare: „Reines Vergnügen“, „sensationell cooles Boot“ oder „Stein der Weisen“. An kein besseres Boot für lange Ozeanpassagen erinnerten sich die Juroren eindrücklicher als an das Doppelrumpfboot Outremer 55.
Der Sieger in der Kategorie Blauwasseryachten vereint für schlanke 1,48 Millionen Euro Geschwindigkeit und Reichweite eines Hochleistungs-Katamarans mit dem Komfort einer ausgewachsenen Langfahrtyacht.
Zum ersten Mal haben die Jury-Mitglieder in diesem Jahr für drei fortschrittliche Entwicklungen eine „Besondere Erwähnung“ ausgesprochen: Der Segelmacher Elvstrøm stellt das eXRP Ekko aus 100 Prozent Recycling-Material.
Eine weitere Erwähnung fand das Boot mit dem nachhaltigsten Baukonzept – die Windelo 50. Und auch den TriCat 6.90 als der Vielseitigste unter den nominierten Neukonstruktionen möchte die Jury nicht unerwähnt lassen.
Kaum weniger spannend ging es bei der Vergabe Titel „European Powerboat of the Year 2022“ für Motorboote zu. Mehr als 200 neue Bootsmodelle sind 2021 erschienen, 23 von ihnen wurden nominiert.
Bei den Sportbooten bis 8 Meter konnte die Axopar 22 T-Top punkten, die sich mit guten Fahreigenschaften an eine junge Zielgruppe wendet und die Jury für 59.200 Euro mit einem angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugte.
In der Zehn-Meter-Klasse erkämpfte sich die 325 GTO der polnischen Werft Galeon den Titel, unter anderem die klappbaren Bordwände und der vergleichsweise günstige Preis von 280.000 Euro beeindruckten die Juroren. Die Klasse bis 14 Meter entschied die norwegische Marex 330 Scandinavia mit sicheren Fahreigenschaften zum Preis von rund 400.000 Euro für sich.
Bis 20 Meter Bootslänge entschied sich die Jury wegen des wegweisenden Designs und der serienmäßigen Solaranlage für die Absolute 48 Coupé zum Preis von etwa 916.300 Euro.
In der längenunabhängigen Verdrängerklasse geht der Titel an die 1,65 Millionen kostende Beneteau Grand Trawler 62, die nach Meinung der Jury voller neuer Ideen für zukünftige Tourenboote steckt und das Zeug zum Trendsetter in dieser Klasse hat.
Besondere Erwähnung fand der neue Außenborder Mercury 7.6L V12 600HP Verado, der mit seinem ausgeklügelten Lenksystem begeisterte, bei dem sich nicht der ganze Motor, sondern nur der Schaft dreht.
Erwähnung fand zudem das elektrisch angetriebene Motorboot X-Shore Eelex 8000, da es mögliche Wege und technische Lösungen zu zukünftigen schnellen Elektrobooten aufzeigt.
Die Fachjury setzte sich aus Testleitern und Chefredakteuren von zwölf Segel- und acht Motorboot-Magazinen Europas zusammen. Mehr als 400 Yachten waren insgesamt nominiert.
Ausführliche Berichte zu allen Siegern folgen in Yacht 4/2022 (ab 2. Februar im Handel) und Boote 3/2022 (ab 16. Februar im Handel) sowie auf den Online-Portalen yacht.de und boote-magazin.de.
Shots Magazin / © Fotos: Autoren-Union Mobilität – A. Lindlahr (2), „boote” (1) / Quelle: aum, Michael Kirchberger
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